Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben in der Luft. Selbst im Schlaf umrunden sie im Energiesparenden Gleitflug in großer Höhe unseren Erdball. Pro Jahr sind es geschätzte 190.000 Flugkilometer. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden und im Laufe ihres Lebens ca. 3 Millionen Kilometer zurücklegen. Das entspricht ca. 80 Erdumrundungen!
Alljährlich Ende April bis Anfang Mai treffen die weit gereisten Hochleistungsflieger in unseren Städten ein und besetzen ihre angestammten Nistplätze an auserwählten Gebäuden oder suchen neue Unterkünfte, wenn die alten nicht mehr vorhanden sind. Bleiben sie bei ihrer Suche erfolglos, fällt die Brutsaison aus, denn Mauersegler bauen im Vergleich zu Schwalben keine eigenen Nester. Sie nutzen Dachspalten, Mauernischen und andere Hohlräume an Gebäuden.
Ursprünglich als Felsenbrüter in offener Landschaft zu Hause, sind Mauersegler als sogenannte Kulturfolger eng an den menschlichen Lebensraum gebunden. Das erweist sich nun zunehmend als Verhängnis, denn mit Dach- und Fassaden-Sanierungen werden auch ihre Nistplätze verschlossen. Durch ein wachsendes Energiebewusstsein wird auf eine möglichst Wärmedämmende und hermetisch verschlossene Bauweise geachtet. Energiesparende Maßnahmen sind einerseits wichtig, andererseits wird das Angebot an Nistplätzen dadurch weiter stark reduziert. Dasselbe gilt für einige Fledermaus-Arten, die ebenfalls in und an Gebäuden zur Untermiete wohnen und bei Bedarf ihren Unterschlupf auch als Winter-Quartier nutzen.
Ein weiteres Problem ist die Konkurrenz von Spatzen und Staren, die ebenfalls auf Wohnungssuche sind und gerne Mauersegler-Nistplätze besetzen. Dabei kommt es nicht selten zu Kämpfen, die vor allem schwere Augenverletzungen zur Folge haben können.
Durch den trocken-heißen Sommer wurde die Brutsaison 2022 für unsere Mauersegler zu einem weiteren Katastrophen-Jahr. Bereits der extrem kalte Mai 2021 mit Unwetter und Starkregen sorgte für viele Todesopfer, zum einen durch mangelnde Fluginsekten-Nahrung, zum anderen durch Unterkühlung und Entkräftung.
In diesem Jahr zeigte sich das andere Klima-Extrem: die wochenlange Hitze sorgte für Erschöpfung und Unterernährung bei den Altvögeln, doch am schlimmsten waren die Nestlinge betroffen. Die Nistplätze unter den Dächern wurden regelrecht zur Sauna und die Jungvögel starben oft still und unbemerkt in den Nestern oder stürzten sich in ihrer Not völlig dehydriert in die Tiefe, was nur wenige überlebt haben.
Wie jedes Jahr begeben sich die Langstreckenflieger Anfang August wieder auf die lange Reise in ihre weit entfernten Winterquartiere auf der südlichen Halbkugel. Wir hoffen, dass sie wohlbehalten im nächsten Frühjahr zurückkehren und eine erfolgreiche Brut-Saison haben werden.